Der zweite Trainer, den wir für unsere Interviewreihe zum Gespräch gebeten haben, ist Benedikt Schuster, der zusammen mit Marc Aspro nicht nur WestU17-Trainer ist, sondern auch sportlicher Leiter für den Grundlagenbereich. Unsere Fragen über seine Arbeit und unser Konzept im Grundlagenbereich hat er ausführlich beantwortet. Viel Spaß!
Hallo Benedikt, danke, dass du dir Zeit für ein Gespräch nimmst. Als sportlicher Leiter zeichnest du dich seit einigen Monaten für den Grundlagenbereich verantwortlich. Welche Bilanz würdest du nach deinen ersten Monaten ziehen?
Hallo Tim, ich habe mir in den ersten Monaten in meiner neuen Aufgabe vorgenommen, zunächst mal ganz viel Training in unserem Grundlagenbereich zu schauen und mir ein Bild von dem Spieler- und Trainermaterial zu machen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Trainern, die größtenteils noch nicht so lange im Amt sind, viel über die Schulter zu schauen und sie in allen Belangen zu unterstützen. Das waren zu Saisonbeginn größtenteils organisatorische Dinge wie Probetrainingsbeobachtungen, Probespielergespräche, Elternabende, der Umgang mit dem DFBnet und Materialbeschaffung. Inhaltlich sind Marc und ich jetzt erst in den Ferien so richtig eingestiegen und haben eine Demoeinheit mit den Trainern im Grundlagenbereich durchgeführt, um unsere Vorstellung von Kindertraining zu veranschaulichen. Wenn man zu diesem Zeitpunkt Bilanz zieht, kann man von einem großen Potential sprechen. Besonders wenn man sich die junge und lernwillige Trainerschaft und das Talentlevel der Spieler ansieht. Es sind aber noch ein paar Stellschrauben, an denen ich zusammen mit der Trainerschaft versuche zu drehen. Das sind neben inhaltlichen Sachen wie Trainingsorganisation, Coaching und der konzeptionellen Arbeit auch Dinge die neben dem Platz wichtig sind: Eltern- und Spielergespräche, Testspielorganisation und Scoutingarbeit.
Überall in Deutschland wird über Ausbildungskonzepte im Kinder- und Jugendfußball gesprochen. Wie sieht unser Konzept im Grundlagenbereich genau aus?
Unser Konzept im Grundlagenbereich orientiert sich an dem, was der DFB zum Thema Kindertraining empfiehlt. Grundsätzlich geht es darum, dass wir durch altersgemäßes und vielseitiges Training versuchen unsere Spieler technisch und individualtaktisch gut auszubilden, ohne dass für uns Ergebnisse eine große Rolle spielen. Wir wollen dafür in unseren Trainingseinheiten einen Mix aus Ballschule und Techniktraining nach Coerver implementieren und deren Anwendung in den verschiedensten Kleinspielformen provozieren. Das Verhältnis von isoliertem Techniktraining und Spielformen liegt ungefähr bei 1:2. In allen unseren Übungs- und Spielformen fordern wir eine hohe Aktivität von unseren Spielern. Die Kinder sollen in den Übungs- und Spielphasen unter Strom stehen und dürfen im Kopf nicht abschalten.
Neben der Bewegung mit dem Ball am Fuß, wollen wir auch vermehrt versuchen für eine breitere Bewegungsschulung zu sorgen und zum Beispiel in Fangspielen oder Ring- und Kampfspielchen für eine alternative Bewerbungserfahrung zu sorgen.
In was für Gruppen trainieren die Kinder?
Wir haben seit ein paar Jahren das Prinzip des „Jahrgangstrainings“ eingeführt, sodass von U7 - U10 noch im gesamten Jahrgang trainiert wird. Dazu trainieren wir im Stationstraining, bestenfalls in 3 Gruppen, und wollen zwar ungefähr nach den Leistungsständen der Kinder einteilen, aber auch durch eine Vermischung hier und da Über- und Unterforderung schaffen. Wir versuchen Spieler auszubilden, die nicht nur gute Fußballer sind, sondern sich auch gut verhalten und verstehen, was es bedeutet Teil eines Teams und Teil des SC West zu sein. In den Spielen sieht man häufig, was unsere Spieler ausmacht: technisch und dribbelstarke Kinder, die mutig versuchen spielerische Lösungen unter Raum- Zeit- und Gegnerdruck zu finden. Da sieht man schon den ein oder anderen schönen Coerver-Move, der einen mit der Zunge schnalzen lässt.
Wie genau interpretierst du deine Rolle als sportlicher Leiter?
Ich sehe meine Aufgabe vor Allem darin, dass ich „meine“ Trainer darin unterstütze, an sich zu arbeiten und sich zu verbessern. Da wir viele junge und teilweise noch unerfahrene Trainer dabei haben, ist das das Allerwichtigste, um den Spielern ein optimales Lernen zu gewährleisten. Ich möchte mehr und mehr einen Austausch in der Trainergemeinschaft erreichen. Natürlich bin ich auch Ansprechpartner für Eltern und externe Belange, um die ich mich kümmere. Am meisten Spaß macht es mir jedoch am Platz zu sein, zu beobachten, meine Eindrücke in Trainersitzungen weiterzugeben und den Trainern etwas mit auf den Weg zu geben.
In deinem Bereich arbeiten auch einige sehr junge Trainer die teilweise selbst noch bei uns im Juniorenbereich spielen, ob in der U15 oder in der U17. Wie machen sich die Jungs?
Die Jungs machen sich gut! Vor allem bringen sie eine große Bereitschaft und viel Spaß an der Arbeit mit Kindern mit, was mich sehr freut. Ich denke, dass das auch damit zu tun hat, dass wir Trainer, die schon ein paar Jahre länger dabei sind, diese "jungen Wilden" teils selbst trainieren und vorleben, wie viel Bock es machen kann und wie viel die Arbeit auch zurückgibt. Natürlich wurden sie auch teilweise ins kalte Wasser geschmissen und haben nicht direkt eine super spurende Kindermannschaft bekommen. Da merken die ganz schnell, dass man sich erstmal durchsetzen muss und auch äußere Einflüsse, wie zum Beispiel überbesorgte Eltern oder das Auskommen mit nur wenig Platz neben anderen Trainingsgruppen, nicht unterschätzen darf. Ich bin zum jetzigen Stand sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, aber das gilt auch für die gesamte Trainerschaft.
Zum Abschluss ein Blick nach vorn: Wenn wir uns Weihnachten nochmal zusammensetzen würden, wie müsste es im Grundlagenbereich aussehen, damit du ein rundum positives Fazit ziehen kannst? Wenn ich vor den Weihnachtsferien eine letzte meiner 16:30 Uhr Grundlagenrunden um den Platz gehe, möchte ich vor allem an unseren Spielern sehen, dass sie sich in den genannten Bereichen verbessert haben. Danach kann ich mich dann mit dir zusammensetzen und von unserem guten Training und den coolen Kids berichten, die bei uns spielen. Den Trainern sollte man bis dahin anmerken, dass sie versuchen, unsere Philosophie an die Jungs zu tragen und sich auf und neben dem Platz gut organisieren können. Außerdem freut es mich, wenn die Spiele gegen „konkurrierende“ Vereine, wie Borussia Hohenlind, FC Pesch, Ford Niehl, usw. positiv verlaufen und wir dort durch unsere spielerische Qualität unabhängig vom Spielergebnis überzeugen können.
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